Es war eine Designveranstaltung wie viele andere auch. Anschließend war ‚Bühne frei‘ für die Befragung: Die Zuhörer hatten jetzt die Gelegenheit, den Referenten auf den Zahn zu fühlen, wovon einige sofort emsig Gebrauch machten. Und es war nur eine Frage von Minuten, bis sie kommen würde, nämlich die Frage nach dem Stellenwert des Designs im Unternehmen!
Kürzlich lief ich über einen Jahrmarkt und entdeckte einen Stand, indem ein Handwerker Körbe flocht. Andächtig blieb ich stehen und beobachtet den Korbflechter bei seiner Arbeit. Die Handgriffe saßen und er war sogar in der Lage, sich während des Flechtens, mit den interessierten Passenten zu unterhalten. Auf einmal hielt er inne – er war gerade halbwegs fertig mit einem Korb – als ob er fühlte, dass etwas nicht in Ordnung war: Tatsächlich hatte das Geflecht auf der Unterseite eine andere Farbe und war dünner als Oben, also zupfte er alles wieder auseinander und fing von Neuem an.
Er war wirklich ‚speziell‘, sehr höflich gesagt.
Nein, er war ein regelrechter Choleriker, ein Hysteriker und narzisstisch dazu, getrieben und penetrant, engstirnig und nachtragend. Er ließ nicht locker, war rüde und direkt, konfrontierend, unsensibel und obsessiv darin, dass alles, was er tat und andere für ihn taten, einfach nur perfekt sein musste. Irrsinnig großartig eben.
Bei manchen Unternehmen wirkt alles, was entwickelt, gestaltet und kommuniziert wird, wie aus einem Guss, ganz als ob ein einziger Designer die Gestaltungshoheit innehat. Die Marken dieser ‚Champions League‘ dienen all jenen Unternehmen als Vorbild, die erkannt haben, dass man mit einem orchestrierten Auftreten an allen Kontaktpunkten seine Identität glaubhaft macht und damit eine wichtige Grundlage für nachhaltige Kundenbindung schafft. Denn genau wie einem falsch spielenden Orchester laufen auch einem Unternehmen die Kunden davon, wenn es nicht in der Lage ist, das ‚Zusammenspiel‘ seiner Aktivitäten zu verschmelzen und einheitlich auftreten zu lassen.
Ich berichtete ja schon über die Kochprofis…
Es waren harte Zeiten für mich als Designer: Die Arbeit in einem Großunternehmen, das sich seit einiger Zeit vor allem über finanzielle Kennzahlen darstellt, wie Umsatz, Margen, Rendite und so weiter, dreht sich irgendwann, auch für einen Designer, nur um dieses Thema. Unausweichlich kommt dann die Frage nach der Rendite aus dem Aufwand: „Was bekomme ich für jeden Euro, den ich an Design ausgebe, wieder zurück?“ Was ist der ROI (Return on Investment = Kapitalrendite) von Design?
Musik ist etwas Faszinierendes, vor allem dann, wenn sie symphonisch aufgeführt wird: Das Zusammenspiel von verschiedenen Instrumenten ergibt eine Klangwolke ganz besonderer Art und kann den Zuhörer zu Tränen rühren.
Das Erlebnis Musik ist so ergreifend wie kaum ein anderes, von Menschen erzeugtes, Produkt.
Wie es ist, maroden Etablissements wieder auf die Sprünge zu helfen, kennen wir ja jetzt von den Kochprofis: Mit Expertenrat und einigen gut platzierten Handgriffen gilt es, alle Nasen in eine Richtung zu drehen, damit das neu ‚gerichtete‘ Restaurant wieder beim Kunden ankommt. Gelingt dies nach Plan und sind die Kunden begeistert, kommen sie wieder und viel besser noch, sie empfehlen weiter, statt anderen davon abzuraten!
Es gibt viele Interpretationen davon, was Design nun ist und was es nicht ist; insbesondere über seinen Wert. Was ist der Marktwert von Design? Ist Design ein Marktfaktor?
Ein Marktfaktor lässt sich in erster Instanz als eine Qualität umschreiben, die dem Marktteilhabenden einen ‚Wert‘ beschert. Somit ist ein Marktfaktor eigentlich als ‚Gewinnbringer‘ für die Wirtschaft zu sehen, in welcher Form auch immer.