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Da staunte der Kunde nicht schlecht! Als er die Rechnung bezahlen wollte und noch mal eben darüber schaute, fiel ihm auf, dass sich die Preise geändert hatten: Nicht die 21 Euro für das Hauptgericht, sondern 32,50; Nicht die 9,50 für die Nachspeise, sondern 15,80… Als er entsetzt nachfragte, wie dies sein könne, bekam er die bestechend einfache Antwort retour – “Das Küchenpersonal hat länger gebraucht als geplant und deswegen sind mehr Kosten entstanden!“
Was uns bei der Autoreparatur schon übel aufstößt, ist beim Restaurantbesuch ein absolutes ‚No-go‘: Einmal festgelegte Preise, auch für Dienstleistungen, ändert man nicht mal eben, wenn bei ihrer ‚Herstellung‘ mehr Zeit als geplant verbraucht wurde. Deswegen sind gute Dienstleister darauf erpicht, die Planung der Aufwände so präzise vorzunehmen, dass der Preis, den der Kunde für die Dienstleistung bezahlen muss, auch die Herstellungskosten decken kann. Denn da, wo überwiegend Menschen die Leistung erbringen, kostet Zeit Geld. Jedes gut laufende Restaurant versteht diese Logik: Jene, die es nicht tun, sind rasch pleite!
Nicht viel anders verhält es sich in der Designbranche. Auch dort werden Aufwände für die Erzeugung von Dienstleistungen penibel geplant, wenn es darum geht, einen Preis zu ermitteln. Denn die Kunden wollen nun mal vorher wissen, wie viel sie der Auftrag kosten wird. Design, wie auch das Vier-Gänge-Menü, wird in der Regel von Spezialisten hergestellt, die wissen, was sie tun. Als Kunde kann man sich darauf verlassen und zahlt dann auch entsprechend den Preis.
Natürlich gibt es diese Gesellen, die anschließend die Zeche prellen wollen oder meinen, sie hätten nicht erhalten, was ihnen versprochen wurde. Viel schwieriger ist es jedoch, wenn die Kunden während der Herstellung die Bestellung ändern: Dann riskiert der Dienstleister schon mal, dass er drauf zahlt, wenn er versäumt, die Änderung auch im Preis zu verrechnen.
„Ein Designbüro, genau wie ein Restaurant, ist letztendlich dann finanziell tragbar, wenn die Einkommen [aus allen gelieferten Dienstleistungen] höher sind als die Kosten [für die Herstellung mit den zusätzlichen Kosten]“, sagte mir mein alter Chef, als ich einst Geschäftsführer einer Niederlassung wurde: Einfacher kann man ein Business nicht zusammenfassen. Diese simple Logik sticht – aber nur so lange, wie auch das Business ‚simpel‘ ist! Sobald jedoch das ‚Controlling‘ bei einem einzieht, kann die Komplexität einer einfachen Logik ungeahnte Ausmaße annehmen.
So will es, dass sich jemand ausdachte, dass man die Kosten der einzelnen Projekte auch einzeln erfassen müsste. Nein, nicht die Einschätzung des Aufwandes (der den Preis bestimmt) war gemeint, sondern die tatsächlich geleisteten Stunden der Herstellung, die, so die Controller, die wirklichen Projektkosten bestimmen: geboren war das ‚Stundenschreiben‘! Dieses System der Kontrolle ist in den meisten Büros so umgesetzt: Die Mitarbeiter erfassen ihre Stunden im Nachhinein in Systemen (SAP!), damit ein Controller kontrollieren kann, ob die Kosten stimmen.
Dabei ist dies nicht wirklich nötig: Ein Projekt enthält in der Regel immer ein Lieferdatum und Liefergegenstände; Diese bestimmen die geschätzten Kosten für ein Projekt und somit den Preis; Der Preis (wenn er beglichen wird) bestimmt den Umsatz; Der Gesamtumsatz bestimmt, ob man die Kosten, die man eh schon hat (Personal, Material, Abschreibungen, etc.), auch tragen kann. Um ein Business zu führen, braucht man keine Stundenschreibung, sondern gute Planung – nicht nur Verwaltung, sondern vor allem gute Gestaltung! Zudem natürlich einen Sinn für Kunden- und Marktbedürfnisse und die besten Mitarbeiter, die man bekommen kann.
Und genau hier beißt sich die Controlling-Katze in den eigenen Schwanz: Die besten Mitarbeiter sind die, die sich am wohlsten fühlen und die sich ungestört ihren Aufgaben widmen können. Wer würde ernsthaft vom Koch verlangen, dass er hinterher aufschreibt, wie viel Zeit er exakt in die Zubereitung jedes Menüs steckte? Vielmehr will man doch das Essen einwandfrei und warm auf den Tisch des Kunden!
Wenn man schon das Vergangene kontrolliert, dann um zu reflektieren! Richtet man sich dabei jedoch auf Zahlen statt auf Errungenschaften, wird man Mitarbeiter nur äußerlich motivieren können. Denn was diesen Zahlenfokus noch viel schlimmer macht, ist das, was ihr Stundenschreiben den Stundenschreibern vermittelt: Misstrauen! Die vermutlich gut gemeinte Absicht, die Kosten im Griff zu haben, führt zum Supergau jeder gut-laufenden Organisation: Sie untergräbt die intrinsische Motivation der Mitarbeiter, verhindert autonomes Handeln, verführt zum Betrug, sät Argwohn, fügt viele Kosten zu und vermindert die Effektivität. Wer will eine solche Organisation? Welcher CEO und welcher Mitarbeiter will so arbeiten?
Die Vergangenheit kann man verwalten, die Zukunft aber muss man gestalten. Wer jedoch rückwärts gerichtet in die Zukunft schreiten muss, weil er tumbe Stundenzettel ausfüllen muss, der kann sich nicht freuen auf das, was vor ihm liegt!
Designmenü
– Filettierte Leistungen erhalten die Kalkulierbarkeit und Kostentransparenz für beide Seiten.
– Realistische Selbsteinschätzung der eigenen Leistung ist die beste Basis.
– Gute Planung und klare Entscheidungen erhalten ein natürliches Verhältnis von Angebot und Nachfrage.
…sonst kommt man als Designer in Teufels Küche 😉
Tatsächlich beisst sich jedoch v.a. für Berufseinsteiger die Katze in den Schwanz. Solange einen niemand kennt, kann man keinen höheren Stundensatz verlangen. Wenn man einen niederen Stundensatz verlangt, glaubt jeder die Leistung ist nichts wert und man bekommt keine Projekte. Bekommt man keine Projekte wird man nicht bekannt u.s.w.
lg ha
…wenn man allerdings gleich von Anfang an Stundensätze kommuniziert, wird’s schwierig da wieder ‚raus zu kommen. Lieber gleich ein Preis für’s Ganze, statt detaillierte Auflistung. Wenn der Kunde einem nicht traut, ist eh die Basis für gutes Wirtschaften futsch – dann kann man kein Land gewinnen, nur Stunden schreiben!
Hi Jan-Erik! Der Stundensatz ist ja nur im Hintergrund des jeweiligen Paketes und garantiert eigentlich nur, dass für den Kreativen am Ende auch noch etwas übrigbleibt. Schwieriger wird es die „weichen“ Multiplikationsfaktoren wie Zeit, Erfahrung, Professionalität, Publikationsumfang etc. zu kommunizieren. Erfahrungsgemäß trauen einem Auftraggeber aber mehr (zu), wenn der Stundensatz über dem Durchschnitt liegt – also die Dienstleistungs Pakete eher hochpreisig sind. Ebenso bei den immer wieder reinflatternden Business Seminaren. Umso teurer diese sind, desto mehr vermittelt man damit Seriosität und Professionalität, bis es dann irgendwann einmal kippt und man den Kosten/Nutzen Effekt anzweifelt.
Fa.Brainstore hat einst zB. auch Pakete angeboten. Beginnend im kleinen Laden mit „3 Ideen für Tantes Geburtstag“ bis zum Businesspaket für zB. Nike (siehe „Die Ideenmaschne“). M.Mettler ist nach Gotomorrow nun wieder Brainstore und arbeitet – offensichtlich mittlerweile erfolgreich – sogar nach dem „Pay as you wish“ Prinzip. Auch eine Möglichkeit, sich das mühevolle Ermitteln eines und realistischen Stundensatzes zu ersparen…