purpose

Da ist sie wieder, die Purpose-Keule. Seit einigen Jahren wird sie geschwungen, in den Magazinen der Marketer, Manager und Designer. Klingt gut, das Wort. Direkt übersetzt aus dem Englischen bedeutet es Zweck, Ziel oder Bestimmung. Doch alle wollen, dass damit Sinn gemeint ist. So auch wieder in der letzten M&K aus der Schweiz: Der Sinn des Sinns, heißt es da unter dem Kopf »Purpose«.

Warum also diese bewusste Verdrehung von Zweck zu Sinn? Reicht der Zweck nicht mehr aus? Ist der Sinn wichtiger? Und warum wird beim Sinn immer sofort an jene Aspekte angeknüpft, die mit Gutmenschlichkeit, Ethik, Fürsorge und Umwelt zu tun haben? Haben Bordelle und Waffen keinen Sinn? Ist Geld ohne Sinn? So scheint es. »Purpose« ist nur dann gegeben, wenn Menschen sich dem Gutem zuwenden und den schnöden Mammon überwinden. Viele dieser (durchaus lobenswerten) Zielsetzungen, die als Purpose bezeichnet werden, machen Sinn, aber bleiben in ihrer absolutistischen Ausprägung Abbild einer »woken« Weltanschauung. Dass sich hier viele angesprochen fühlen, erstaunt nicht: Die Medien, der Mainstream, die Politiker, alle wollen »Purpose« und somit zu den Guten gehören. Alle, die sich hier anders positionieren, gehören offensichtlich nicht dazu – und somit zu den Bösen? Denn wer will nicht, dass die Welt sinnvoller wird und einen klaren »Purpose« hat? Deswegen gestalten wir nicht mehr für Kunden oder Nutzer, sondern für den »Planeten«.

Gutes Marketing (wie gutes Design) hat eigentlich immer den Kunden im Sinn. Ist das Marketing exzellent, so Peter Drucker, braucht man gar nicht zu verkaufen! Marketer verstehen die Wünsche und Bedürfnisse der Kunden genau und können so gemeinsam mit Entwicklern und Designern wirklich sinnvolle Angebote machen, die auch zweckvoll sind. Der »Purpose« (Zweck!) von gutem Marketing ist also die Erfüllung von Kundenbedürfnissen. Der Sinn ist dann die Erzeugung eines Kundenbündnisses, das die Nachhaltigkeit der Unternehmung sicherstellt. Denn das ist ja der eigentliche Sinn eines Unternehmens: etwas auf Dauer unternehmen zu können! Unternehmen heißen nicht ohne Grund so, denn sie wollen durch ihr Handeln und ihre Ergebnisse einen »Purpose«, also einen Zweck, für die Kunden und Nutzer, liefern. Für alle, die in und für das Unternehmen arbeiten, kann dies eine sinnstiftende Tätigkeit sein. Je sinnvoller die Tätigkeit, desto erfüllender ist sie in der Regel. Sinnvoll ist also alles, was die Beziehung zwischen Kunden und Mitarbeitenden festigt und so zu einem Bündnis führt, welches nachhaltig ist. 

Für Unternehmen ist es also wichtig, dass sie Sinn und Zweck so miteinander verbinden können, dass Kunden und Mitarbeitende ein Bündnis erzeugen können. Da also hier zwei Parteien involviert sind, bringen beide Seiten ihre Wünsche und Bedürfnisse ein, wobei die Erfüllung der Kundenwünsche eben als »Purpose« betrachtet werden kann. Was immer dieser Purpose auch sein mag, es ist Aufgabe der Unternehmen, dies in einen Sinn für die Involvierten der Unternehmung zu überführen. Denn können die Mitarbeitenden und Partner die Sinnhaftigkeit der Arbeit nicht erkennen, werden sie auch nicht die nötige Motivation und Leistungsbereitschaft aufbringen, um qualitative Ergebnisse zu erzeugen. Da kann der Zweck noch so reizvoll sein.

So entstehen halt auch Angebote, die manch einem übel aufstoßen oder auch sinnlos erscheinen, die aber sehr wohl einen Zweck (Purpose) haben! Warum gibt es Marlboro Zigaretten, Rolls Royce, Balenciaga Kleindung, Helene Fischer, Harley Davidson oder Glock Pistolen? Weil sie einen Purpose haben und weil Menschen, die für die Hersteller arbeiten, einen Sinn darin sehen, hier tätig zu werden! Solange auf beiden Seiten ein Bedürfnis gedeckt wird, ist ein Unternehmen denkbar und machbar. 

Es steht jedem Unternehmen frei, die Sinnhaftigkeit seines Tuns selbst zu bestimmen. Wir leben in einer (noch) freien Welt, wo Unternehmerinnen und Unternehmer diese Freiheit haben und dafür die Verantwortung tragen. Denn, resultiert die Sinnstiftung nicht in einen Purpose, der für Kunden von Belang ist, riskiert man, dass das Unternehmen seine Aufgabe nicht erfüllen kann und untergeht. Was also der gute Purpose ist, bestimmen letztendlich nicht die Unternehmen oder Meinungsmacher in den Medien oder der Politik, sondern die Kunden und Menschen allein. So verständlich es sein mag, das Rauchen zu lassen und dies einzuschränken: auch Kippen haben einen Purpose! Wer die Pluralität der Zwecke nicht anerkennt und somit auch die Vielfalt der Sinnhaftigkeit einschränkt, muss bedenken, dass man somit auch den Wettbewerb der Zwecke abschafft. Das, was gut ist, ist halt relativ. Wer nur einen »Purpose« gelten lässt, umarmt die Einfältigkeit.

Die Argumentation, dass Menschen selbst zu einfältig sind, zu erkennen, dass sie manipuliert oder animiert werden, Produkte zu kaufen, die sie nicht brauchen, wird hier oft gebracht. Wer so denkt, spricht jedoch den Menschen die Verantwortung und auch die Freiheit ab, selbst zu entscheiden, welchen Purpose sie benötigen, oder welchen Sinn sie suchen. 
Wer also möchte, dass man seine Angebote denen der anderen vorzieht, weil man einen besseren Purpose liefert, der muss halt besser sein und die Kunden überzeugen. Ob das alles einen Sinn beinhaltet, bestimmen dann die Mitarbeitenden, Investoren und Partner einer Unternehmung. Und auch hier gilt: Je überzeugender die Sinnhaftigkeit der Unternehmensarbeit, desto engagierter und motivierter die Belegschaft.

Möge also das Beste gewinnen! 

Schreibe einen Kommentar