auf zur wahl!

Dass man den Menschen in Innovationsprozessen fest integrieren muss, ist heute unumstritten. Letztendlich ist er es ja, um den sich alles dreht: Denn ohne dass ein konsumierender Mensch sich entschließt, sein Geld für etwas auszugeben, wird der wirtschaftliche Kreislauf, langsam aber sicher, zum Stillstand kommen. Es ist also bei einer Innovation ganz entscheidend, nicht eine reine Erfindung (Invention) zu tätigen, sondern etwas zu produzieren, das einen Marktwert erzeugt und Menschen zum Konsumieren anregt.

Innovationen, so wusste schon vor hundert Jahren Joseph Schumpeter zu berichten, sind neue Kombinationen, die sich durchsetzen- das will heißen, nicht wirklich Neues entsteht, sondern eine neue Zusammensetzung von bestehenden Aspekten, die dadurch erst den Unterschied ausmacht und somit den Konsumenten und Nutzer überzeugen.
Hier hebt sich also die Innovation deutlich vor der Invention ab, indem sie die erfolgreiche Umsetzung im Markt vor Augen hat und sich in den Dienst der Wirtschaft stellt.

Letzteres führte wohl dazu, dass über Jahre Innovationen als Staatsgeheimnisse gehütet und tief versteckt in den Kellern der Konzerne erdacht wurden: Denn sie konnten, wenn richtig platziert und auf den Markt gebracht, den Hersteller von seinen Konkurrenten abgrenzen. Diese Form der Innovationsentwicklung wurde also hinter hohen Mauern versteckt und nur das Resultat ‚erblickte‘ bei der Markteinführung die Konsumenten. Wohl auch aus diesem Grund erweisen sich tatsächlich über 70% aller Markteinführungen als Flops…

Gerade weil man sich hinter Mauern versteckt, ist es dementsprechend schwierig, den Kunden, um den sich doch alles dreht, im Auge zu behalten und richtig zu verstehen. Daher innoviert man heute lieber ‚open‘ und öffnet bewusst die Tore der Unternehmen, damit sich die potenziellen Kunden und auch andere Partner (Innovationen sind ja Kombinationen!) mit einbringen können.

Der Kunde nimmt dabei eine immer wichtigere Rolle ein, denn er wird in seinem Kaufverhalten immer mündiger und anspruchsvoller und zudem stehen ihm jetzt mächtige Mittel zur Verfügung: Er kann mit seiner Stimme, mittels Weiterempfehlung oder Kritik, viele seiner Mit-Konsumenten direkt erreichen und so dafür sorgen, dass sich eine Innovation schnell durchsetzt, oder dass sich ein halbherzig gemachtes Angebot noch viel schneller wieder verabschiedet.

Dank Kommunikationsmitteln und Internet wird die Wirtschaft zudem demokratischer und der Konsument wieder zum Souverän – er kann mit seiner Stimme die Geschicke der Unternehmen viel umfassender mitbestimmen. Jetzt muss sich noch beweisen – gleich wie in der Politik – ob wir Konsumenten auch wissen, mit dieser Stimme sinnvoll um zu gehen, oder ob wir, analog zum Nichtwähler, zum Nicht-Konsumenten tendieren.

Hier ist es ähnlich wie in der Politik: Wenn Unternehmen keine wirklich herausragenden Visionen zu bieten haben, werden sie keine Konsumenten hinter sich scharen können. Und wer bei der Entwicklung innovativer Konzepte dem Bedürfnis der Konsumenten und seiner vielen Mit-Konsumenten keine Rechnung trägt, wird auch keine loyale ‚Wählergruppe‘ gewinnen.

Um diesem ‚Bedürfnis‘ zu entsprechen, kommt es darauf an, herauszufinden, was Konsumenten wirklich brauchen und nicht das, was sie wollen. Man muss die richtigen Dinge entwickeln und nicht nur die Dinge richtig machen. Dieses Verständnis braucht eine menschliche Grundhaltung und das Bedürfnis, die Entwicklung der Welt zum Besseren zu lenken, um dann dem Konsumenten relevante Angebote zu machen. Wer dabei nur an sein eigenes Wohlergehen denkt, wird schnell merken, dass er abgewählt wird.
Und wen wählen Sie beim nächsten Einkauf?

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