die designprofis kommen!

Wie es ist, maroden Etablissements wieder auf die Sprünge zu helfen, kennen wir ja jetzt von den Kochprofis: Mit Expertenrat und einigen gut platzierten Handgriffen gilt es, alle Nasen in eine Richtung zu drehen, damit das neu ‚gerichtete‘ Restaurant wieder beim Kunden ankommt. Gelingt dies nach Plan und sind die Kunden begeistert, kommen sie wieder und viel besser noch, sie empfehlen weiter, statt anderen davon abzuraten!

Dass es in der Wirtschaft nicht anders läuft als mit einem Restaurant, wissen alle Konsumenten; Denn auch hier empfiehlt man nur jene Erlebnisse, die ein vertrauensvolles, gutes Gefühl hinterlassen. Aber auch hier gibt es viele Unternehmen, die es mit dem Erlebnis nicht so ernst nehmen. Um die verblasste Identität, laue Produkte und Dienste sowie erschlaffte Werbemittel wieder in Schwung zu bringen, holen sich viele Firmen ‚Designprofis‘ ins Haus- fast ganz so wie beim Original aus dem Fernsehen. Mit einem kleinen, aber feinen Unterschied: In deren „Küchen“ tummeln sich gleich mehrere Teams von „Designprofis“!

Tatsächlich herrschen in vielen Unternehmen Zustände wie in einem schlecht geführten Restaurant: Der CEO (der Inhaber, allerdings hier nur auf Zeit) versucht das Unternehmen in Schwung zu halten und achtet darauf, dass sich alles finanzieren lässt- und auch einiges abwirft. Der Entwicklungschef (der Küchenchef) versucht mit den Mitteln, die er vom Inhaber erhält, seine Sicht auf das, was die Kunden brauchen, um zu setzen. Wobei der Vertriebschef (der Oberkellner) ständig klagt, dass die Produkte (Gerichte) zu spät kommen und sowieso das Portfolio (Menü) nicht passt…
Um zumindest den Eindruck zu erwecken, dass man auf hohem Niveau arbeitet und sich der Wirkung von Marke, Produkten und Marketing bewusst ist, haben die drei wichtigen Chefs im Unternehmen fähige Designprofis beauftragt: Für den Inhaber arbeitet ein Profi an der Unternehmenssidentität (CI) und sorgt dafür, dass das Erscheinungsbild mit dessen Vorstellungen konform geht.
In der Entwicklung arbeiten Designprofis an der Gestaltung von Produkten und Diensten und versuchen, die neuen Innovationen ins rechte Licht zu rücken.
Und im Vertrieb konzipieren Designprofis als Werbespezialisten eine neue Kampagne, die auch die letzten Zweifler vom Vorteil des Angebots überzeugen wird!
Jeder dieser Designprofis hat sein Fachgebiet und beherrscht seine Kunst.

Ganz anders als bei dem Original aus dem Fernsehen jedoch, sind diese Profis keine eingeschworene Truppe mit Ziegenbärtchen, sie sind Einzelkämpfer und dienen nur ihrem jeweiligen Auftraggeber. Daher ist es sicherlich nicht verwunderlich, dass sich diese Profis mit ihren Teams untereinander nicht abstimmen (dürfen), geschweige denn überhaupt kennen. Wen wundert es da, dass das ganze „Restaurant“ nur schwierig ein in sich stimmiges Bild ergibt und das Menü nicht zum Ambiente und den Preisen passt?

Es ist nicht so, dass diese Design-Profis das stimmige Gesamtbild nicht wollen, im Gegenteil. Jeder weiß, wie erfolgreich jene Marken sind, wo das Erlebnis wie aus einem Guss ist. Jeder Designprofi würde deswegen gerne bei der „Apfelfirma“ anheuern, obwohl er dort seine eigene Kreativität und Präferenz an der Eingangstüre abgeben muss- denn da dienen alle nur dem einen Chef.
Und hierin liegt des Pudels Kern: Viele tun sich schwer damit, auf das Eigene zu verzichten und sich in den Dienst des Ganzen zu stellen- und leider auch viele Designprofis…

Wenn Marken kohärente und herausstechende Kundenerlebnisse liefern wollen, damit sie in die Gunst von loyalen und motivierten Kunden gelangen, dann brauchen sie Designprofis, die sich integrieren können und sich mit den anderen Designprofis verbünden wollen.
Die Unternehmensführung aus allen Bereichen muss dies tatkräftig einfordern und dafür sorgen, dass alle gemeinsam an einem Strang ziehen: Gelingt das nicht, bekommt sie eine Pommesbude- wo Foi Gras vom Ober in Livree serviert wird, in Pappschalen mit Plastiklöffel!

Wohl bekomms!

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