marktwert design
Es gibt viele Interpretationen davon, was Design nun ist und was es nicht ist; insbesondere über seinen Wert. Was ist der Marktwert von Design? Ist Design ein Marktfaktor?
Ein Marktfaktor lässt sich in erster Instanz als eine Qualität umschreiben, die dem Marktteilhabenden einen ‚Wert‘ beschert. Somit ist ein Marktfaktor eigentlich als ‚Gewinnbringer‘ für die Wirtschaft zu sehen, in welcher Form auch immer.
Auf Produkte und Dienstleistungen bezogen bedeutet dies in der Regel: Sie müssen besser, billiger oder anders sein als die der Konkurrenz, dann haben sie einen höheren Marktwert. Trifft das zu, so verhilft dies dem Unternehmer und Wirtschafttreibenden zu einem entscheidenden Vorteil gegenüber seinen Konkurrenten und letztendlich zu einem positiven Effekt auf seine, in neudeutsch, Bottom-Line. Marktfaktoren bestimmen positiv den Umsatz, den Absatz und – darauf kommt es überwiegend an – den Mehrgewinn.
Es stellt sich somit die Frage, wie Design die unternehmerischen Zielsetzungen fördert: Kann Design Produkte besser, billiger oder anders machen?
Darauf gibt es nur eine Antwort – es kann, denn:
- Design fokussiert sich auf die optimale Nutzbarkeit der Produkte und Dienstleitungen. Die Ergonomie hat sich im Design etabliert und viele Designer haben sich auf dieses Gebiet spezialisiert, einige haben ergonomisches Design als Formensprache geradezu entwickelt.
- Design macht Produkte preiswerter, indem es schon im Gestaltungsprozess die Produktionsschritte besser berücksichtigt und sie effizienter macht, auf kreative Art die Adaption in Varianten ermöglicht und durch die gelungene Gestaltung die Nachhaltigkeit der Produkte fördert und somit Ressourcen spart. Auch das senkt die Kosten.
- Und Design kann, wie kaum eine andere Disziplin, den Unterschied herausheben, das Produkt von anderen abheben und ihm eine eigenständige Identität geben.
Ja, Design ist ein Marktfaktor – aber das wussten wir doch eh schon…
Aber warum ist Design so in aller Munde?
Die ‚Andersartigkeit’ ist sicherlich der häufigste Grund, Designer ans Werk zu lassen, indem man sie bittet, blassen Produkten durch entsprechende Designmaßnahmen zu einer Identität zu verhelfen und einer Schönheitskur zu unterziehen. Die anderen Aspekte des Produktes bleiben oft unbeleuchtet. So bestimmt doch zum Beispiel der Nutzungskomfort, der sich über die ganze Lebensdauer hinweg entfaltet, die Zufriedenheit des Konsumenten mit dem Produkt und bereitet ihn so, wenn dieser positiv war, für den Neukauf eines Produktes derselben Marke vor.
Dennoch wird den anderen Unternehmensbereichen nach wie vor weit mehr Aufmerksamkeit entgegengebracht, weil sie das unternehmerische Ergebnis weitaus stärker zu beeinflussen scheinen! Warum: Man kann deren Ergebnis schon vor der Nutzungsphase mit Zahlen messen; Der Erfolg einer guten Designarbeit stellt sich erst hinterher heraus. Wer gutes Design für sich nutzen will, muss Vertrauen auf ein gutes Gelingen haben und das ist nicht die übliche Herangehensweise der weitgehend paranoiden Wirtschaftssysteme. Sie arbeiten nach dem Motto, Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser… Designdenkende Unternehmen vertrauen zuerst, dann kontrollieren sie!
Vor kurzem fragte mich ein Kunde, was er tun müsse, um sein Unternehmen mehr „designorientiert“ zu positionieren. Er fragte dies ernsthaft, in der Überzeugung, dass Design einen Marktwert darstellt und sein Unternehmen aus der großen Masse hervorhebt; und genau diesen Unterscheid wollte er auf das ganze Unternehmen projiziert sehen. Hiervon versprach er sich einen Wettbewerbsvorteil. Er nannte als Beispiel für das, was er anstrebte, Firmen wie BMW, B&O oder Apple.
Es entwickelte sich ein interessantes Gespräch, eins, wie man es sich am liebsten mit jedem Kunden wünscht – es ging um den Marktfaktor Design.
Als Ergebnis zeigte sich schon bald, dass das ‚Anders-sein‘, im Sinne eines Marktwertes, der durch konsequentes Produktdesign gewährleistet wird, sicherlich nicht das ist, was Apple und andere auszeichnet, dass es vielmehr deren eigene Unternehmenskultur ist, die sich auf das Design der Produkte und Dienstleistungen auswirkt und ihnen diesen besonderen Status verleiht. Das Design ist hier nicht bloß ein ‚Differentiator‘, sondern Teil des unternehmerischen Denkens, das sich in allen Markenkonstitutionen wiederfindet. Corporate Design ist hier kein kosmetisches Schmückwerk, sondern gelebte Umsetzung einer Unternehmensphilosophie. Die Produkte sind nicht ‚Me-too’ oder ‚Me-different’, sondern wie ‚It’s-me’!
Mein Kunde überlegt sich jetzt, ob er wie Apple sein kann und nicht wie er wie Apple sein kann.
Er wird die Frage zuerst nach innen richten müssen, seine eigene Unternehmenskultur betrachten, um dann den adäquaten Designansatz zu planen.
Und noch etwas weiß er: Unabhängig davon, ob er wie Apple oder wie ein anderer Mainstream-Player am Markt operiert, er braucht professionelle Design-Unterstützung, um das Maximum erreichen zu können; eine Designunterstützung, die zu den Werten, die sein Unternehmen lebt, wirklich passt.
Er weiß, dass die Authentizität seiner Marke konform mit der Gestaltung seiner Produkte und Kommunikation einhergehen muss, will er auch nachhaltig als ‚anders‘ erkannt werden.
Das Schwierigste für ihn jedoch wird es sein, ein neues Motto zu leben: Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser!