brücke

Unter den vielen Errungenschaften der Menschheit findet man großartige Erfindungen wie das Rad, das Boot oder auch die Toilette. Wo wären wir, wenn diese Gegenstände nicht entstanden wären? Viele dieser Erfindungen sind heutzutage so selbstverständlich, dass man sich kaum Gedanken darüber macht, wie man ohne sie auskommen kann.

Eine der großartigsten Erfindungen der menschlichen Zivilisation, die kaum reflektiert wird, ist die Brücke. Aber auch sie wird täglich förmlich mit den Füßen getreten und fristet, weithin unbeachtet, ihr Dasein zwischen den Ufern, die sie verbindet. Dabei leistet sie einen wichtigen Beitrag in der Erfüllung des menschlichen Dranges, fremde Ufer und Gefilde zu erkunden und dabei der Zeit ein Schnippchen zu schlagen. Denn der Sinn und Zweck einer Brücke ist es ja, jene zwei Seiten miteinander zu verbinden, die die Natur eigentlich voreinander getrennt hatte. Um diese Trennung nachhaltig zu überwinden, brachten wir die Brücke hervor: anfänglich einfach nur, um die Füße trocken zu halten, später um tiefe Gräben, gefährliche Trassen oder andere Kluften zu überwinden. Die Alternative ist ein ewig langer Umweg, oder schlichtweg das Abbrechen der Reise.

Wohl auch deshalb ist die Brücke eine viel genutzte Metapher, die man dann einsetzt, wenn man den Versuch beschreibt, zwei Gegensätze miteinander zu verbinden. „Er war ein Brückenbauer“, heißt es dann bei der Grabrede, wenn man von der besonderen Eigenschaft eines Menschen spricht, zwischen Fronten zu vermitteln oder getrennte Ansichten vereinen zu können. Denn eine Brücke zwischen entzweite ‚Ufer‘ zu bauen, ist eine schwierige Herausforderung und braucht viel Geschick und Mut.

Vor allem die Kluft zwischen den Verwaltern und den Gestaltern in einer Organisation ist eine, die so tief, breit und unwägbar ist, dass viele sich nicht trauen, über sie eine Brücke hinwegzubauen. Nicht nur sind die Seiten grundverschieden, hinzu kommt, dass beide gar nicht hinauf wollen auf die andere Seite!
Design und Management fühlen sich meist sehr wohl dort, wo sie sind, und kommen gut zurecht, haben alles, was sie zum Funktionieren brauchen. Die Kluft, die sich zwischen ihnen befindet, stört sie nicht, da sie eh nur mit sich selbst beschäftigt sind. Muss mal etwas auf die andere Seite, dann schmeisst man es einfach hinauf! Wie in der Natur ist auch in der Organisation eine Kluft so lange kein Problem, bis man schnell und effektiv von einer zur anderen ‚Seite‘ gelangen muss…

Organisationen funktionieren bekanntlich besser, wenn die verschiedenen Funktionen und Abteilungen integriert zu Werke gehen: Nicht maschinenhaft, sequentiell und hierarchisch, sondern organisch, simultan und kollaborativ. Das Silodenken zu überwinden, gehört, neben der Steigerung des Mitarbeiterengagements, zu den größten Herausforderungen in Organisationen. Genau hier stößt manche Organisation an ihre Grenzen, denn sie weiß einfach nicht, wie man die vielen Silos effektiv miteinander verbindet – und daher reicht man sich die wichtigen Dinge, die für alle verbindend sind, nur durch. Die zentralen Abteilungen, die man hierfür unterstützend einsetzt, wie HR, Strategie oder Markenmanagement, sind leider ebenso ein Silo-Gebilde, wie alle anderen auch. Was es braucht, sind Verbindungen und nicht weitere Abteilungen.
Designmanagement ist eine solche Verbindung im Unternehmen. Entweder wird sie vom Ufer der Designer aus errichtet, oder das Management legt den Grundstein  Ziel ist es, den Austausch und die Kommunikation schnell und ohne Verlust fließen zu lassen. Somit verbindet es grundverschiedne Welten miteinander, damit das gesamte Unternehmen effektiver arbeiten kann.

Der Bau einer Brücke zwischen Design und Management ist eine faszinierende Angelegenheit, vor allem dann, wenn die Kluft sehr tief ist und man nichts hat, um sie während des Bauens zu stützen. Am besten baut man von jenem Ufer aus, wo der Drang zur Verbindung am größten ist, und versucht nach und nach das andere zu erreichen.
Viel schneller geht es jedoch, wenn auf beiden Seiten der Wunsch nach einem Übertritt vorhanden ist und man daher von beiden Seiten bauen kann. Damit dies gut gelingt, muss man sich stets koordinieren: will man sich doch in der Mitte treffen – und auf gleicher Höhe! Hierfür braucht es Menschen, die sogenannten Brückenbauer, die Unterschiede ausgleichen und Kurswechsel abfangen können, damit man die sprichwörtliche Brücke schlagen kann.

Falls Sie also mal im Unternehmen einen Brückenbau in Arbeit sehen, urteilen Sie nicht zu schnell: Es muss sich nicht um eine Mafia-Investition handeln!
Womöglich sind es Designmanager, die in weiser Voraussicht eine Verbindung schaffen. Die Kluft, die sie damit überwinden, ist nur für viele noch nicht sichtbar: Erst wenn man über die fertige Brücke geht, sieht man, wie tief sie wirklich ist!

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