kreatives querdenken als wettbewerbsvorteil

Was ist denn eigentlich Kreativität, dass man mit ihr ‚Querdenken’ kann?
Eine Definition sagt, dass Kreativität die Fähigkeit des Menschen ist, bei Problemvorgängen neue oder andere Lösungsmöglichkeiten zu entdecken und diese auf geschickte Art in verschiedene Lebensbereiche zu projizieren. Zudem heißt es, dass Kreativität nur sehr wenig von der Intelligenz des Menschen abhängig ist, dass es vielmehr die Fähigkeit ist, größere Zusammenhänge zu sehen, losgelöst von Konventionen und Herkömmlichem.
Kreativität kommt von Schöpfungskraft, dem schöpferischen Denken!

Wirklich kreative Menschen zeichnen sich durch eine Vielzahl von Fähigkeiten aus, die sie anders als ‚normale Menschen‘ erscheinen lassen. Oft stempelt man sie als Spinner, Künstler oder Querulanten ab, bei günstiger Beurteilung sind sie Genies. Ihre schöpferische Kraft treibt sie an, Bestehendes zu hinterfragen, weiter zu entwickeln, oder auch zu re-definieren; also Bestehendes in einem anderen Licht zu sehen. Dazu braucht es die Sensitivität, Probleme überhaupt als solche wahrzunehmen.

Es sind also Menschen mit einem offenen Blick und einem Gehirn, das eher divergent arbeitet und die in der Lage sind, quer gegen bestehende Konventionen zu neuen Lösungsansätzen zu kommen. Sind diese Menschen zudem von einem großen Ehrgeiz getrieben oder hat man ihnen die passenden Mittel und Freiräume gegeben, wird man in den von ihnen aufgezeigten Lösungsansätzen zudem Originalität und Ideenvielfalt erwarten können.
Ist das nicht genau das, was die absatzgeplagte Industrie dringend benötigt? Originalität, Ideenvielfalt, Redefinition und Erneuerung?

Denn trotz der digitalen Revolution arbeitet die Industrie, aus der auch ich komme, noch weitgehend analog, so wie auch die meisten von uns denken. Und dabei scheint: Je größer das Unternehmen, desto lähmender sind in der Regel die Prozesse, die zwar die Effizienz erhöhen, aber sich überwiegend auf Altbewährtem stützen und wenig Spielraum für Querdenken zulassen. Genau hierin liegt aber ein Faktor, der Wettbewerbsvorteile bringen könnte: Durch kreatives Querdenken sich im Wettbewerb behaupten!
Also, wie nutzt man aber den Markfaktor Kreativität für sich?

Ich meine, man sollte damit anfangen, einen Nährboden zu legen, auf dem sich kreatives Querdenken aussehen kann. Eine unternehmerische Grundeinstellung annehmen, die es erlaubt, dass sich Ideenfluss und-vielfalt nicht an starre Prozesse anecken und versiegen und dass es Freiräume gibt, wo diese sich ergießen können. Nein, die Ideenbox ist nicht gemeint.
Um also kreatives Querdenken in seiner vollen Tragkraft für sich nutzen zu können, müssen diese Freiräume einen festen Platz in der Seele des Unternehmens haben. Man muss als Unternehmer wissen, inwiefern man Design einsetzt und wann man es einsetzt: Ob man nur eine oberflächliche Verletzung hat, für die eine Salbe reicht oder ob man etwas braucht mit Tiefenwirkung.
Hier müssen Unternehmer eine Sensibilität entwickeln, den Grad der Verletzung und damit der notwendigen Pflege richtig einschätzen zu können.
Und man kann bewusst auf Institutionen zugehen, die sich der Förderung und Entwicklung von Kreativität professionell widmen. Denn: Kreativität kommt selten mit einem zufälligen ‚Heureka‘ daher, vielmehr basiert sie auf Erfahrung, Gelerntem und der Fähigkeit, Probleme als solche zu erkennen. Man kann es also erlernen.
Kombiniert man in einem Freiraum im Unternehmen Erfahrung mit Talent, Information mit Flexibilität und Prozesse mit Schöpfungskraft, kann man den Faktor Kreativität für sich nutzen, egal wie groß das Unternehmen ist.
Bei Samsung hat man sich diese Freiräume geschaffen, als es darum ging, der westlichen Konkurrenz den Kampf anzusagen. Man kippte die ‚Konfuzianische’ Unternehmensstruktur, schuf Freiräume für talentierte Menschen, stellte zudem viele Designer ein, die ja ‚gelernte’ Kreative sind und ließ diese ‚quer’ zur Firmenhierarchie bestehende Produkte und Prozesse hinterfragen. Dort ist kreatives Querdenken Firmenphilosophie geworden.

Wenn man sich aus Überzeugung öffnet, Freiräume im Unternehmen schafft und sich mit Talenten anreichert, die im Unternehmen verankert sind, dann kann man auch im Mittelstand mit kreativem Querdenken diese Tiefenwirkung erreichen. Die Wirkung, die dabei nach innen entsteht, ist die, auf die es wirklich ankommt. Ist das Querdenken ein wirklicher Bestandteil der Unternehmenskultur und nicht nur eine Image-Profilierung, dann wird sie tief in die Reihen der Mitarbeiter/innen hinein motivieren, das gesamte Unternehmen durchdringen und jedem noch so kleinen Verbesserungspotenzial zur Umsetzung verhelfen.

Wettbewerbsfähigkeit wird in der Zukunft in wachsendem Ausmaß nicht nur von der Leistungsfähigkeit der zur Verfügung stehenden Technologie, sondern auch von der Kreativität derjenigen abhängen, die sie verwenden. Hierbei wird es, getragen von der Vernetzung der Gesellschaft, immer weniger darauf ankommen, sich in industriellen Ballungsräumen zu bündeln. So werden auch nicht-industrielle Regionen mehr an Bedeutung gewinnen können. Die Wettbewerbsfähigkeit einer Region wird dementsprechend davon abhängen, wie gut sie sich vernetzt, eine Wissens-Infrastruktur bietet und sich zusätzlich qualifiziert – zum Beispiel durch ein hohes Innovationspotenzial und durch Kreativität.

Der Technologie wird hierbei die Schlüsselrolle zukommen, die kreativen Talente, die sich zusehends in der Wirtschaft etablieren, untereinander zu verknüpfen, so dass sich über die Vernetzung neue Innovationspotenziale entwickeln. So werden Projekte in der Industrie schon heute zunehmend von verschiedensten Standorten aus betreut. Bei Philips können zum Beispiel aus der Provinz heraus die Design-Prozesse gesteuert und dabei vernetzte Ressourcen in Mailand, San Francisco, Wien und London genutzt werden. Ein großes Angebot an lokalen und regionalen Ausbildungsstätten hilft, diese Talente zu gewinnen.

Gerade die Tatsache, dass wir in Deutschland und den Niederlanden ein so dichtes Netz von Kunstschulen, Akademien und Hochschulen haben, die sich der Lehre kreativer Techniken und künstlerischer Ausbildung widmen, bedeutet, dass wir beste Voraussetzungen haben, dieses Potenzial als Katalysator im entstehenden Kreativitätsbewusstsein einzusetzen.

Also, Unternehmer und Manager, holt sie rein, die Kreativen, und lasst sie querdenken und zu einem festen Bestanteil der Unternehmens-Kultur und der Unternehmens-Politik werden!

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