infiziert

Es geht bergab, mit der Werbewelt. Die einschlägigen Fachorgane schlagen Alarm, die Umsätze gehen zurück oder verlagern sich, und was noch viel schlimmer ist: Die Kunden wollen auch nicht mehr! Man redet offen von einem Burn-out. Die Zahl der loyalen Kunden habe sich drastisch verringert, so GfK. Die Markenwelt ist krank und das Virus steckt jetzt die Werbewelt auch noch an. Bald ist die ganze Branche infiziert und wer weiß, ob das je wieder verschwindet?

Was ist geschehen? Laut den Spezialisten der Branche ist vor allem eine Tatsache Schuld an der aktuellen Immunschwäche: Die Marketingmanager sind nicht mehr das, was sie mal waren. Die sind verweichlicht und haben ihre Power verloren – so das Fachorgan ‚Werben und Verkaufen‘ – weil sie zu oft den Posten wechseln (alle zwei Jahre) und zudem ihre ursprüngliche Kernkompetenz, nämlich das Konzipieren von Produktangeboten, gar nicht mehr ausüben; Sie kümmern sich nur noch um die Marktanalyse und Werbung.

Scheint, die Kunden machen es genauso wie die „Marketeer“: Auch sie kümmern sich nur noch um die Analyse des Markts (Suchen nach dem billigsten Angebot!) und die Kommunikation (Lästern in Foren, oder Weiterempfehlen auf ’ner Party). Kein Wunder, dass die Kunden auch alle zwei Jahre die Marke wechseln und nicht teilhaben an der Konzeption einer nachhaltigen Kundenbeziehung!
Dabei weiß man doch inzwischen, dass es aus dem Wald immer so heraus schallt, wie man hineinruft: Wenn man halbherzig unausgegorene, nicht-relevante Produkte in den Markt ‚kommuniziert‘, braucht man sich nicht zu wundern, dass der Markt ebenso reagiert und das Produkt wieder zurück ‚kommuniziert‘ – gut 70% aller Produkteinführungen erweisen sich als ‚Flops‘. Dabei erhöht das Internet die Ansteckungsgefahr, genauso wie eine Reise im Flugzeug: Einmal im System gefangen und schon kann man der Infektion kaum entkommen.

Jedoch wirkt im Umkehrschluss das direkte und unmittelbare System des Internets auch ansteckend auf alles, was nicht zur Abkehr der Kunden führt: Denn je mehr Marken sich mit Burn-out infizieren, umso gesunder werden andere. Denn wo die Masse der Marken loyale Kundenbeziehung verliert, gewinnt ein kleinerer Teil Loyalität hinzu. Sie können scheinbar die richtigen Abwehrkräfte mobilisieren.
Also scheint es möglich, sich gegen eine vernichtende Infektion zu behaupten, oder besser noch, sie zum Vorteil zu nutzen. Der Erfolg mancher Marken in Zeiten der hoch-ansteckenden Infektionen zeigt, dass man sich mit entsprechender Vorbeugung gegen eine Erkrankung behaupten kann.

Ein probates Mittel zur Vorbeugung ist natürlich die eigene Fitness sowie die Anwesenheit von reichlich Abwehrkräften. Fit ist ein Unternehmen dann, wenn Organismus und Geist einwandfrei und im Einklang arbeiten und wenn es ein Ziel hat, worauf es hinarbeitet. Sie kennen das vermutlich von sich selbst: Abwehrkräfte sind dann vorhanden, wenn Sie ein Ziel vor Augen haben und mit Einsatz darauf hinarbeiten. Selten erwischt einen die Grippe, wenn man hart auf ein wichtiges Ziel hinarbeitet, sondern eher dann, wenn man am Wochenende entspannt – was das Ganze noch schlimmer macht!

Fragt sich, ob manche Marken zu viel ‚entspannen‘ und deswegen erkranken. Laut der Branche sind über 40% der Marken in Deutschland mit dem ‚Burn-out‘ befallen und akut von der Auflösung bedroht.
Ich glaube, es liegt eher daran, dass ihnen ein wichtiges Ziel fehlt – eines, das die Involvierten davon abhält, überhaupt krank zu werden: Den Marketingmanagern fehlt offensichtlich das Herzblut! Denn wenn sie nur darauf angesetzt werden, ‚abzusetzen‘ und ziellosen Umsatz zu generieren, dann können sie nicht die Empathie entwickeln, die man braucht, den Kunden und dessen Bedürfnisse wirklich zu verstehen. Nur wenn man zielgerichtet für Kunden relevante Lösungen konzipiert, dann hat man die nötigen Abwehrkräfte, um im Markt gesund zu bleiben.

Vielleicht sollte man versuchen, mit Designern das Marketing wieder fit zu machen? Statt vorrangig auf emotionslose Verwalter mit Accounting-Hintergrund zu setzen, kann eine zusätzliche ‚Impfung‘ mit kreativen und empathisch-agierenden Gestaltern dazu führen, dass der Organismus Marke dem Burn-out entkommen kann. Sie glauben nicht? Dann sind Sie schon mit dem Burn-out infiziert!

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  1. harald auer sagt:

    Markenfetischismus ist passe` – kunden lassen sich wenn, dann nurmehr durch emotionen (ver)leiten. Sonst wird (via internet) beinhart recherchiert, analysiert und verglichen. Schlussendlich nicht immer am billigsten, sondern mit dem besten Preis/leistungs Verhältnis auch immer öfter gebraucht gekauft. Marktwirtschaft pur. Der Kunde selbst, um den sich alles Marketing dreht, führt es ad absurdum! lg ha